@juergen_hubert Ich verstehe Deinen Einwand. Hier muss man aber zwischen zwei Situationen unterscheiden:
- Aktive und existente Übergriffe von Siedlern. Diese existieren, sind aber recht selten. Wenn sie passieren, wie in Ofra (ein Area C), dann ist die Regierung da nicht zimperlich. Die Ofra-Siedler bekamen zwischen 2 und 14 Jahren Knast.
- Die "Narrative vom Besetzten Gebiet". Hier nehme ich mal Atarot als Beispiel. Mehrere "Siedler greifen Muslime an" Nachrichten kommen von da, sowie die bekannten Aufrufe zum Boykott von Coca Cola, weil es dort "im besetzten Palästina" ein Werk betreibt (ebenso Soda Stream und BMW).
Zu Atarot ein kleiner Hintergrund: Atarot war bis 1948 ein Moshav, eine jüdische Siedlung an der Grenze zwischen dem damaligen Transjordan und dem Gebiet um Jerusalem im Süden, welche mit der Anerkennung Transjordans als Staat 1920 in eine Art Niemandsland sank. Als Jordanien Israel 1946 angriff, töteten jordanische Soldaten alle dort lebenden Juden, nur sechs Einwohner die an diesem Tag in Tel Aviv waren um den Vertrag mit zu ratifizieren überlebten. Nach dem Krieg beschloss die UN das Moshav nicht an die Siegermacht Israel zu übergeben sondern es in eine Area C umzuwandeln. Area A sind Teile der Westbank, die von der PA regiert werden. Area B von einer gemeinsamen Regierung mit Israel, und Area C Israel.
Heute ist Atarot 78% von palästinensischen Muslimen bewohnt, welche dort arbeiten, leben, und Zugriff auf Dienste haben, die sie in der PA nicht haben, u.A. LGBTQIA+ Angebote, christliche und jüdische Gebetsräume, Bluttransfusionen und Impfungen, medizinische Versorgung im Allgemeinen, und andere Freiheiten. Aber da Atarot nach Meinung der Umma ein Teil dieser ist, werden alle Juden dort als "Siedler" betrachtet und als unerwünscht. Zehn Mal im Jahr im Durschschnitt gibt es von der PA oder Hamas/Hezbollah aus Versuche, in Atarot einzuziehen. Das trifft oft auf Widerstand der Locals (Muslime, Juden, etc. alike), und wird dann als "Übergriffe von Siedlern" in den Westen verkauft.